Vergleichende Analyse historischer Karten des Rhein-Maas-Moselraums vom späten 15. Jahrhundert bis zum Wiener Kongress

 

Die frühesten kartografischen Darstellungen der Rhein-Maas Region sind in den frühen Germania- oder Gallia-Karten nach Ptolemäus bzw. auf den nachfolgenden modernen Karten wie der Cusanus-Karte und den Wegekarten von Etzlaub (um 1500 ) enthalten.

Erste Regionalkarten für das Rheingebiet schufen Matthias Waldseemüller und Sebastian Münster, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden die ersten Landesaufnahmen im Auftrag der Landesherrn durchgeführt. Diese waren zunächst geheim, die Inhalte fanden aber ihren Weg in die ersten gedruckten Karten unserer Region, die in den Atlanten von de Jode, Ortelius und Mercator erschienen. Neben den Motiven der Landesherren, ihr Territorium zu markieren und abzugrenzen, wird die Entwicklung der Landkarten im 17. Jahrhundert überwiegend durch kommerzielle Akteure und ihre Motive bestimmt. Die Dominanz der niederländischen Kartografen und Verleger wird abgelöst durch die wissenschaftlich agierenden Kartografen Frankreichs unter Ludwig XIV., später spielen auch die deutschen Verlage Homann und Seutter eine Rolle am Markt. Die dauernden militärischen Auseinandersetzungen zwischen dem Reich und Frankreich erforderte im 18. Jahrhundert spezielle Typen von Landkarten, deren bekannteste in unserer Region die Aufnahme von Ferraris ist.

Im Projekt wird versucht

– die Karten als „Mittel der Zurschaustellung von Herrschaftswissen und Raumherrschaft“ (M. Stercken) zu verstehen und zu beschreiben. Über die rein geografische Information hinausgehende Aspekte von Herstellungskontext, politisch/historischem Hintergrund, Zweck der Karte, etc. werden analysiert;
– eine Methodik zu entwickeln, um Karten mit einem „digitalen Fingerabdruck“ markieren und untereinander vergleichen zu können;
– darauf aufbauend eine „Genealogie“ der Karten zu erstellen, die erkennen lässt, welche Karten von welchen (teilweise oder ganz) kopiert wurden, wann und wie neue geografische Information in Karten eingeflossen ist, etc.

Neben den großen Territorien im Untersuchungsgebiet, dem Kurstaat Trier und dem Herzogtum Luxemburg, werden auch die historischen Karten kleinerer Herrschaften wie Manderscheid, Arenberg, Sponheim etc. betrachtet.

 

Bild: Karte des Kurfürstentums Trier und des Herzogtums Luxemburg von Willem Janszoon Blaeu (1634)

Since 2020

Doctoral candidate:
Karl Solchenbach

Supervisor:
Martin Uhrmacher