DISKURSE DER „POLITISCHEN PARTIZIPATION“, 1960-1990

Eine Studie zum luxemburgischen Politikverständnis mit Perspektive auf den Kulturtransfer mit den Nachbarländern

 

Ausgangspunkt des Dissertationsprojekts ist die Annahme, dass die demokratischen Systeme Westeuropas seit Ende des Zweiten Weltkriegs einen fundamentalen Wandel durchliefen, der sich weniger auf institutioneller, als vielmehr auf sozio-kultureller Ebene vollzogen hat. Um diesen Prozess zu beschreiben, nimmt das Forschungsprojekt die Semantiken und Diskurse in den Blick, in denen zwischen 1960 und 1990 der Gedanke der „politischen Partizipation“ verhandelt wurde: Was bedeutete es für einzelne Akteure, ihre Stimme in einer demokratischen Wahl abzugeben, auf der Straße gegen den Bau eines Atomkraftwerks zu protestieren, etc.? Welche Erwartungen und Befürchtungen, welche Einstellungen und Werthorizonte kamen in den Begrifflichkeiten zum Ausdruck, mit denen Bürgerinitiativen, aber auch Journalisten und Berufspolitiker über die Teilhabe am Politischen kommunizierten? Die Analyse der entsprechenden Diskurszusammenhänge offenbart schnell, dass es eine geteilte Vorstellung von „politischer Partizipation“ zu keinem Zeitpunkt in der Nachkriegsgeschichte gegeben hat: Ähnlich wie die „Demokratie“ als solche war auch das Konzept der Partizipation Gegenstand anhaltender Definitionskämpfe. Deren politische Brisanz offenbarte sich besonders dort, wo sie die Frage aufwarfen, welche Akteursgruppen in welchem Umfang (nicht) partizipieren durften, und welchen Regeln sich ihre Partizipation zu unterwerfen habe. Das Forschungsprojekt nähert sich dieser kontroversen Kommunikation mit einem besonderen Interesse für die Rechtfertigungsmuster, mit denen versucht wurde, die politische Teilhabe bestimmter Akteursgruppen zu (de-)legitimieren. Während der räumliche Schwerpunkt der Arbeit dabei auf dem luxemburgischen Raum liegt, sollen Prozesse des Kulturtransfers mit den Nachbarländern ausdrücklich mitberücksichtigt werden.

2014-2018

Doctoral candidate:
Tobias Vetterle

Supervisors:
Sonja Kmec
Raphael Lutz

Scientific advisor:
Norbert Franz

Funding:
FNR

Mehr Infos auf: partizip.uni.lu